

Wie strategisch Hamburg zukunftsweisende Orte plant, zeigt sich besonders an seinen vier Innovationsparks. Über die gesamte Stadt verteilt, verstehen sich diese Zentren als Inkubatoren, in denen Wissenschaft, Wirtschaft und Technologie in einem investitionsfreundlichen Klima kooperieren.
Der bereits voll entwickelte Innovationspark Finkenwerder setzt auf Luftfahrt. Der noch im Bau befindliche Standort Bergedorf konzentriert sich unter anderem auf erneuerbare Energien. In Harburg entsteht ein Quartier rund um sogenannte Ankerinstitutionen wie das „Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen“ (CML).
Und der Innovationspark Altona bildet künftig ein zentrales Element der Science City Bahrenfeld – mit Fokus auf Nano- und Lasertechnologie, Bio- und Medizintechnik sowie Materialwissenschaften und Quantencomputing. Rund um etablierte Einrichtungen wie etwa das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY konnte nun der „tecHHub Hamburg“ angesiedelt werden, der jungen Unternehmen biologische und chemische Labor- und Büroräume bietet.
Ausgestaltung und Vermarktung der Innovationsparks liegen operativ in den Händen der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamburg Invest. „Mit erstklassiger Infrastruktur, klaren thematischen Schwerpunkten und der Vernetzung von Unternehmen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen stärken wir die Attraktivität dieser Standorte“, erklärt Dr. Rolf Strittmatter, Geschäftsführer von Hamburg Invest. „So entsteht ein dynamisches Umfeld, das hoch qualifizierte Fachkräfte aus dem In- und Ausland anzieht.“
EDIH Als Teil des EU-Programms „Digitales Europa“ entstand ein Netz von europäischen digitalen Innovationszentren (EDIH), um vor allem KMU und öffentliche Verwaltung bei der digitalen Transformation zu unterstützen. In Hamburg gehören zum EDIH-Ökosystem der „Digital Hub Logistics & Commerce“, das ARIC, die Technische Universität Hamburg (TUHH), die Handwerkskammer, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW Hamburg) und das „Hamburger Informatik Technologie-Center“ (HITeC). Partnerschaften unterhält das EDIH in Hamburg mit der Handelskammer, der Innovations Kontakt Stelle (IKS) sowie der Behörde für Wirtschaft und Innovation.
Talente und Expertise an einem Hotspot zu zentrieren, ist auch eines der Ziele des 2017 gegründeten „Digital Hub Logistics & Commerce“. Auf 3200 Quadratmetern offener Büro- und Eventfläche kommen in der Speicherstadt 110 Start-ups mit 28 Partnerunternehmen zusammen, um Handel und Logistik in der Praxis voranzubringen. Im Co-Working, aber vor allem im Bereich Co-Creation, also in der gemeinsamen Entwicklung.
„Wir sind quasi der verlängerte Arm der Innovationsabteilungen unserer Corporate-Partner“, sagt Julian Kakarott, Geschäftsführer des „Digital Hub Logistics & Commerce“. Das heißt: Mitarbeitende beispielsweise von Lufthansa Industry Solutions, Kuehne + Nagel oder HHLA Next arbeiten vor Ort mit Start-ups an konkreten Fällen. Etwa im jährlichen „Boost Camp“: „Firmen bewerben sich mit Herausforderungen, die sie innerhalb unserer Community angehen wollen“, erläutert Julian Kakarott. Start-ups werden dann passend mit den „Big Playern“ verbunden, um Problemlösungen zu beschleunigen und umzusetzen.
„Veränderte Kundenbedürfnisse, neue Strukturen in der Logistik und die immer höhere Innovationsgeschwindigkeit erfordern intelligente Partnerschaften“, so Ingo Luebs, Sprecher der auf Trailer (Sattelauflieger) spezialisierten Krone Holding. „Das Ökosystem Digital Hub bietet uns die richtige Plattform für diesen offenen Austausch.“

Vertrauen ist ein wichtiger Faktor, um auch mit der potenziellen Konkurrenz in den innovativen Prozess gehen zu können. „Einen Safe Space zu bieten, ist Teil unserer Erfolgsgeschichte“, betont Kakarott. Synergieeffekte ergeben sich unter anderem mit dem vor Ort ansässigen „AI.STARTUP.HUB“. Eine Partnerschaft unterhält der „Digital Hub Logistics & Commerce“ auch mit dem ARIC, dem „Artificial Intelligence Center Hamburg“, einem weiteren innovativen Hotspot der Stadt.
Im Dockland an der Elbe beheimatet, bündelt und fördert das ARIC seit 2019 interdisziplinär und praxisbezogen Know-how im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI). „Hamburg bietet die besten Möglichkeiten, um KI im Reallabor für den B2B-Bereich zu testen“, sagt Gründer und Geschäftsführer Alois Krtil. Denn Hafen und Handel hätten sich bereits lange vor dem Chat-GPT-Hype mit KI-basierten Optimierungen befasst.

Ein eigener Showroom im ARIC veranschaulicht, wie sich die Zukunftstechnologie effektiv anwenden lässt. Von der Flugabfertigung bis zu autonom fahrenden Liefershuttles. Bei mehr als 100 Führungen pro Jahr vermittelt das ARIC dort KI-Kompetenzen und gibt zudem mit Trainings und Events wichtige Impulse in Unternehmen hinein, etwa bei Fragen zu KI-Strategien und Talentsuche. Rund 120 Organisationen gehören zur ARIC-Community, darunter Unternehmen wie Hapag-Lloyd, aber auch das Cluster für Medizintechnik, Biotechnologie und Pharma „Life Science Nord“.
Die Pluralität an Hotspots, Förderangeboten und Netzwerken in Hamburg erachtet Alois Krtil als sinnvoll. Vor allem für eine Gründung mit KI sieht er sehr gute Bedingungen. Der Tech-Experte wünscht sich jedoch mehr Mut in Bezug auf Venture Capital (Wagniskapital), um innovative Produkte und Geschäftsmodelle skalierbar zu machen.
Das ARIC versteht Krtil als Knotenpunkt vor allem im KI-Kosmos Europa, der sich in Hinblick auf die USA und Asien selbstbewusst aufstellen muss. Mit seiner Institution möchte er dazu beitragen, ein positiveres Narrativ für Hamburg und Deutschland zu entwickeln. Jenseits von „Klein-Klein“ und „Ja, aber“.

Um Ideen auf den Weg zu bringen, die dann irgendwann groß gedacht werden können, gibt es zahlreiche Institutionen in der Stadt. Etwa die Hamburg Kreativ Gesellschaft mit ihren Inkubator-Programmen für Gaming, Medien und Musiktechnologie. Auf Essen und Gastronomie fokussiert sich seit 2020 das foodlab in der HafenCity – mit Co-Working-Space, Testküche und Restaurant. Und mit einem Netzwerk aus Gastronomie und Handel. „Mein Team und ich wollen die Gründungsbedingungen für Start-ups im Food-Bereich verbessern“, erklärt Geschäftsführerin Christin Siegemund.
„Unter den Top-Fünf-Branchen der Start-ups sticht der Bereich Food in Hamburg im Vergleich zu anderen Standorten hervor“, bilanziert der „Hamburg Start-up-Monitor 2025“. „Gerade in dieser Branche geht allerdings vielen Geld und Luft aus, bevor das Bürokratische geregelt ist“, konstatiert Siegemund.
Damit die Ideen rund ums Essen in ein solides Business münden, bietet das foodlab sechs Teams im Jahr ein Accelerator-Programm an – mit Workshops von Recht bis Einkauf sowie mit Produktionsstätten-Besuchen. Zum Finale präsentieren die Teilnehmenden ihre Neuentwicklungen in einem Pop-up.
52 Konzepte vom veganen Käse „Vanozza“ bis zum koreanisch inspirierten „That’s Kimchi“ konnten sich im foodlab bereits ausprobieren und professionalisieren. „Rund 60 Prozent der Projekte existieren noch, das ist eine sehr gute Quote“, betont Christin Siegemund. Ein innovativer Hotspot mit nachhaltigem Wert. „Das foodlab ist ein Nährboden, um Trends zu entdecken und auf ihre Relevanz zu überprüfen.“
Hamburg Invest Im Rahmen der 2018 vom Senat vorgestellten Strategie zur Stärkung des Wissenschafts- und Innovationsstandortes startete Hamburg Invest mit der Vermarktung städtischer Gewerbe- und Industrieflächen – mit dem Ziel, attraktive Innovationsräume zu gestalten. Die bisherige Bilanz: mehr als 300 Unternehmensumsiedlungen und -erweiterungen sowie rund 370 Neuansiedlungen. Dabei wurden rund 82 Hektar städtische Gewerbeflächen vergeben, wobei 17 500 Arbeitsplätzen gesichert oder neu geschaffen wurden. Die Innovationsparks entstehen rund um Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie um innovative Unternehmen auf rund 37 Hektar.
