Anfang 2025 feierte der Hamburger Kupferhersteller Aurubis symbolisch den Start seiner klimaneutralen Industriewärmelieferung. Künftig können bis zu 20 000 hiesige Haushalte mit der Prozesswärme heizen, die während der Produktion entsteht. So werden bis zu 100 000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart.
Am 29. Januar 2026 findet in der Handelskammer zum zweiten Mal die B2B-Messe „Green Connect Hamburg“ statt. Rund 50 ausstellende Unternehmen des Hamburger Mittelstandes informieren über ihre Lösungsansätze zur Klimaneutralität, etwa über energieeffiziente Systeme, nachhaltige Finanzierung, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft. Bei Eins-zu-eins-Meetings liegt der Fokus darauf, Fachkräfte kennenzulernen und zu akquirieren. Bei der Nortec wiederum trifft sich vom 3. bis zum 5. Februar 2026 in der Messe Hamburg die produzierende Industrie.
Das Werk auf der Veddel stellt Kupfer mit einem CO2-Fußabdruck her, der weniger als 50 Prozent des weltweiten Durchschnitts beträgt. Ein Beispiel, das zeigt: Hamburger Industrieunternehmen haben bereits eine wegweisende Vorbildfunktion, um klimaneutrales Wirtschaften voranzubringen.
Dr. Toralf Haag, CEO der Aurubis AG, verweist allerdings darauf, dass die Bedingungen stimmen müssen. „Damit es mehr zukunftsweisende Projekte dieser Art gibt, muss grüne Industriewärme künftig mehr regulatorische Anerkennung erfahren und im Emissionshandel voll angerechnet werden“, konstatiert er. „Und es muss ein funktionierender Markt für grüne Herkunftsnachweise geschaffen werden.“
Knapp 30 Prozent der CO2-Emissionen in Hamburg entfallen auf die Industrie. Der Hebel, um einen echten Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit zu bewirken, ist also groß. Sei es durch die Elektrifizierung industrieller Prozesse, durch den Einsatz von Wasserstoff in der Produktion oder durch Maßnahmen, um Kohlenstoff zu binden.
Investitionen in Klimaschutz, etwa in zukunftsgerechte Technologien, sind notwendig, damit Geschäftsmodelle langfristig tragfähig sind: Das ist eine der Kernaussagen des Handelskammer-Standpunktepapieres „Hamburg Net Zero – Auf dem Weg zur klimaneutralen Wirtschaft die Wettbewerbsfähigkeit stärken“. Auf Grundlage von Ergebnissen der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD) hat die Handelskammer untersucht, inwiefern die Hamburger Wirtschaft idealerweise bis 2040 Klimaneutralität erreichen und zugleich ihre Effizienz steigern kann.
Zum Auftakt der Kampagne im vergangenen März stellten Unternehmen wie Airbus, OTTO Group und HHLA ihre entsprechenden Maßnahmen vor. Prof. Norbert Aust betont, dass die Strategie „Hamburg Net Zero“ im Hinblick auf den „Hamburger Zukunftsentscheid“, über den erst kürzlich abgestimmt wurde, aktueller sei denn je. „Wir werden im nun folgenden Umsetzungsprozess das Gesamtinteresse unserer mehr als 180 000 Mitgliedsunternehmen kritisch-konstruktiv einbringen“, so der Handelskammer-Präses. „Unverzichtbar ist und bleibt eine klimaneutrale, grundlastfähige Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen.“
Hohe Energiekosten und anhaltende Wachstumsschwäche belasteten die Industrie auch im Jahr 2025, vor allem Branchen wie Chemie und Metall. Der „Masterplan Industrie“ soll dabei helfen, Hamburg als größten Industriestandort Deutschlands zu stärken. Für ein Spitzengespräch mit Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher formulierte die Handelskammer gemeinsam mit dem Industrie Verband Hamburg (IVH) konkrete Forderungen.
Dazu zählen unter anderem der Abbau von Regularien und Bürokratie sowie eine leistungsfähigere Verkehrsinfrastruktur. Entscheidend, so das Papier, sei zudem ein stärkerer Auftritt Hamburgs als Industriestadt – mit Hinweisen auf persönliche Entwicklungschancen und eine professionelle Community, um Fachkräfte anzuziehen.
Um die Stakeholder in der Metropolregion noch stärker zu bündeln, veranstaltete die Handelskammer mit dem IVH im Oktober erstmals den „Tag der Hamburger Industrie“. In zwei Podiumsdiskussionen wurden Handlungsbedarfe und Lösungsansätze erörtert. Auf den Panels vertreten waren unter anderem die Unternehmen TRIMET Aluminium SE und traceless materials GmbH. „Das war ein gelungener Auftakt zu einem Austausch, der 2026 fortgesetzt und intensiviert wird“, erklärt Rudolf Neumüller aus der Handelskammer-Abteilung „Klimawende, Energie und Industrie“.
Für Akzeptanz und auch Nachwuchsakquise ist es von besonderer Bedeutung, dass sich die Hamburger Industrie offen und transparent zeigt. Die „Lange Nacht der Industrie“ (LNDI) beispielsweise gewährte nicht nur Einblicke in die Arbeit von Unternehmen, sondern förderte auch den Dialog mit der Bevölkerung, vor allem mit jungen Menschen. Die Veranstaltung feierte 2008 in Hamburg Premiere und ist seither zum Exportschlager innerhalb Deutschlands avanciert. 2026 wird die LNDI am 26. Juni stattfinden – um erneut das geballte Know-how der Hansestadt zu präsentieren.

