Konjunkturmotor Dubai

Während Deutschlands Wirtschaft schwächelt, boomt die Golfregion. Wie innovative Hamburger Unternehmen davon profitieren können, erfahren sie auf dem Dubai Business Forum in der Handelskammer.
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Dubai Chambers
Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne (li.) und Mohammad Ali Rashed Lootah, President and CEO Dubai Chambers, unterzeichnen auf dem Dubai Business Forum 2023 in Dubai ein sogenanntes „Memorandum of Understanding“.

Von Undine Gerullis, 4. April 2025

Ein prognostiziertes Wirtschaftswachstum von 5,1 Prozent – davon können die Deutschen derzeit nur träumen. Für die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) – Abu Dhabi, Adschman, Dubai, Fudschaira, Ra’s al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain – haben die emiratische Zentralbank und der Internationale Währungsfonds genau das für dieses Jahr prognostiziert.

Ein Wachstum, an dem auch immer mehr Hamburger Unternehmen partizipieren wollen. „Seit rund 18 Monaten verzeichne ich ein zunehmendes Interesse an der Region“, sagt Kirsten Staab, Leiterin der Hamburg Repräsentanz in Dubai. Im Auftrag des Hamburger Senats, der Handelskammer und des Hamburger Hafens ist sie erste Ansprechpartnerin für Hamburger Unternehmen vor Ort, die über den Geschäftsaufbau in der Golfregion nachdenken.

Die 55-Jährige lebt seit knapp 30 Jahren in Dubai und hat dessen rasanten Aufstieg zu einem prosperierenden Finanzzentrum mit dem größten Containerhafen im Nahen Osten und einem Flughafen, der nach seinem Endausbau kapazitätsmäßig der größte der Welt sein wird, hautnah miterlebt.

Deutsche Unternehmen, die auf internationalen Märkten aktiv sind, schätzen ihre Konjunkturerwartung weitaus positiver ein als Firmen, die sich auf den heimischen Markt beschränken. Das belegen die Antworten aus der jüngsten Befragung der Auslandshandelskammern im Herbst 2024 unter knapp 3500 Betrieben weltweit. Besonders gute Konjunkturerwartungen hatten Unternehmen, die in Nordamerika, Teilen Afrikas sowie im Nahen und Mittleren Osten aktiv sind. Allerdings müssen Investoren das Risiko geopolitischer Auseinandersetzungen auch in diesen Regionen mit einplanen. Bei einer Eskalation regionaler oder internationaler Konflikte würde insbesondere die Nichtölwirtschaft wie der Dienstleistungssektor, der Immobilienmarkt sowie die Logistikbranche stark leiden. Alle drei Branchen sind in Dubai stark vertreten.

„Dubai hat es geschafft, sich innerhalb von drei Dekaden neu zu erfinden und wird heute mit Städten wie London, Singapur und New York in einem Atemzug genannt“, sagt Staab. Ein Grund für den erfolgreichen Aufstieg sei das herausragende internationale Marketing des Emirats, das mit immer neuen Konzepten und Formaten im Gespräch bleibe.

Zu diesen Formaten gehört das 2023 neu aufgelegte Dubai Business Forum. „Dahinter verbirgt sich eine hochkarätige internationale Veranstaltungsreihe der Dubai Chambers“, sagt Barbara Schmidt-Ajayi, Referentin für Süd- und Südostasien und die MENA-Region (Nahost und Nordafrika) in der Handelskammer. Dass die Hansestadt auf deutscher Seite als Partnerin auserkoren wurde, liegt auch in der langjährigen Kooperation zwischen der Dubai Chambers und der Handelskammer begründet, deren neuestes Projekt die Etablierung eines „Innovationskorridors“ zwischen den beiden Städten ist.

Das Forum findet am 20. Mai in der Handelskammer mit rund 400 geladenen Gästen aus der gesamten DACH-Region statt. Die haben an dem Tag die Chance, mit einer Delegation von etwa 30 hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern des Emirats ins Gespräch zu kommen. „Innovation ist das Hauptthema des Forums“, so Schmidt-Ajayi. Ziel ist es, die Chancen der Zusammenarbeit für Unternehmen auf beiden Seiten aufzuzeigen und neue Kooperationen anzustoßen.

Innovation ist einer der Schlüssel für den Erfolg des Emirats. Um Unternehmen zu ermöglichen, ihre Technologien unter vereinfachten regulatorischen Bedingungen in den Markt zu bringen, hat die Dubai Future Foundation, eine Stiftung für das Monitoring globaler Trends als Grundlage für strategische politische Weichenstellungen, die „Sandbox Dubai“ gegründet.

Das Hamburger Unternehmen FUSE-AI will diese Chance für sich nutzen und befindet sich derzeit in Verhandlungsgesprächen für einen „Use Case“. FUSE-AI hat eine Software für Radiologen entwickelt, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz Prostatakrebs schneller, qualitativ hochwertiger und zeiteffizienter diagnostiziert. Dafür wurde das 2019 gegründete Unternehmen mit aktuell 15 Mitarbeitenden im vergangenen Jahr mit dem „KI-Innovations-Award“ ausgezeichnet. „In Deutschland und in der Schweiz ist die Software bereits im Einsatz. Wir erhoffen uns durch die Beteilung an der Sandbox eine höhere Akzeptanz in der Region“, sagt Oliver Gessl, Managing Director von FUSE-AI.


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