Neue Wege der Berufsbildung

Ein neues digitales Prüfungszentrum, neue Prüfer und Prüferinnen: Im Ausbildungsbereich hat sich 2025 in Hamburg einiges getan.
Berufeschnuppern per VR-Brille: Schulsenatorin Ksenija Bekeris und Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust (li.) besuchten die 27. Hanseatische Lehrstellenbörse.
Kati Jurischka
Berufeschnuppern per VR-Brille: Schulsenatorin Ksenija Bekeris und Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust (li.) besuchten die 27. Hanseatische Lehrstellenbörse.
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Von Eric Leimann, 28. November 2025 (HW 6/2025)

Prüfersuche Die Handelskammer sucht Prüferinnen und Prüfer. Hier können Sie sich über diese spannende Tätigkeit informieren und sich bewerben. Die Seite informiert auch darüber, in welchen Berufsbildern besonders dringend Prüfende benötigt werden. Weitere Infos erfragen Sie bitte per Mail.

Wird die Prüfung zum Berufskraftfahrer oder zur Lokführerin demnächst am Simulator durchgeführt? Oder setzen angehende Industriemechaniker künftig im Lernzentrum eine VR-Brille auf und bedienen ein virtuelles statt eines realen Schweißgeräts? Auf jeden Fall ist die Digitalisierung der Berufsausbildung im Jahr 2025 weiter vorangeschritten, etwa bei Zeugnissen und Prüfungen.

Für Bewerbungen sind schon längst digitale Dokumente gefordert – und in Hamburg ist man da bereits recht weit. Auszubildende erhalten neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Abschlusszeugnis auf Papier auch eine fälschungssichere verschlüsselte digitale Variante in deutscher und in englischer Sprache. Unternehmen können deren Echtheit sekundenschnell über eine Block-Chain-Technologie der Firma Cert4Trust überprüfen. Es reicht, den Namen der sich bewerbenden Person einzugeben.

Auch bei digitalen Prüfungen hat sich im ausklingenden Jahr einiges getan. Im September beispielsweise wurde ein digitales Prüfungszentrum eingeweiht. In der HKBiS, dem Bildungsservice der Handelskammer, stehen jetzt über 100 Bildschirmarbeitsplätze für die theoretischen Prüfungen bereit.

Es ist mir wichtig, junge Menschen beim Start in ihr Berufsleben zu unterstützen.

Maximilian Schwenn

Neben digitalen Zwischenprüfungen, die es für etliche Berufe schon seit 2023 auf Fremdgeräten gab, sollen dort nach einer Testphase ab 2027 oder 2028 auch digitale Abschlussprüfungen stattfinden – eine deutlich CO2-freundlichere, praktischere und schnellere Variante als Papierbögen, die zwischen Erstellung, Prüfung und Bewertung aufwendig per Kurierdienst durch die Republik transportiert werden.

Die praktischen Prüfungen und die Ausbildung selbst sollen ebenfalls digitaler werden. So wird in Ausbildungsbetrieben tatsächlich bereits mit VR-Brillen digital geschweißt. Und das Anmieten von Maschinenparks, Lkw oder Loks zu reinen Ausbildungszwecken könnte entfallen, wenn typische Situationen digital simuliert werden – wie in der Luftfahrtbranche schon länger üblich.

Digitalisierung dürfte auch die rund 3500 Hamburger Prüferinnen und Prüfer für Ausbildungsberufe deutlich entlasten. Diese werden jeweils für fünf Jahre berufen und haben erst jetzt im August einen neuen Zyklus angetreten.

Jährlich werden sie zwischen drei und sieben Tagen für Prüfungen einberufen und dafür meist von ihren Firmen freigestellt – was einigen Betrieben angesichts des Fachkräftemangels zunehmend schwerfällt.

Schon seit 2019 als Prüfer für Industrie- und Konstruktionsmechaniker dabei ist Maximilian Schwenn. Sein Unternehmen, die Still GmbH, entwickelt, produziert und vertreibt Gabelstapler, Lagertechnik, Software und Logistik-Dienstleistungen. Der 33-Jährige kam vor sechs Jahren über seinen Chef, der kurz vor der Rente stand, auf die Idee, Prüfer zu werden.

Statistik 2025 begannen insgesamt 17 725 junge Menschen in Hamburg eine betriebliche (11 916) oder schulische (5809) Berufsausbildung – 320 mehr als im Vorjahr. „Das Plus zeigt: Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten setzen viele Betriebe bewusst auf Nachwuchs“, erklärte dazu Handelskammer-Vizepräses Sascha Schneider kürzlich. Gleichzeitig blieben leider wieder Hunderte Plätze unbesetzt.

Mittlerweile sieht er das Ehrenamt als Volltreffer im beruflichen wie privaten Leben an: „Es ist mir wichtig, junge Menschen beim Start in ihr Berufsleben zu unterstützen. Gleichzeitig halte ich mich so über aktuelle Entwicklungen und Trends im Berufsfeld auf dem Laufenden. Zudem bietet das Engagement die Chance, das eigene Netzwerk innerhalb der Branche weiter auszubauen und wertvolle Kontakte zu knüpfen.“

Digitaler will man auch bei der Hanseatischen Lehrstellenbörse werden: Neben dem alljährlichen zweitägigen Handelskammer-Event, das Ausbildungsbetriebe mit Interessierten zusammenbringt, soll es 2026 mit der Virtuellen Hanseatischen Lehrstellenbörse auch ein digitales Berufe-Schnuppern via VR-Brille geben.

Dazu besuchen die Orientierungsmanagerinnen und -manager der Handelskammer Schulklassen und ermöglichen Auszubildenden in spe, sich die Praxis in einzelnen Berufsfeldern aus der Nähe im 3D-Format anzuschauen. Immer mehr Hamburger Betriebe präsentieren ihren Arbeitsalltag in digitaler Form. Eine schöne Methode, um ein anziehendes, aber realistisches Bild zu vermitteln – und Enttäuschungen bei künftigen Azubis zu vermeiden.


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