Stärkung der Industrie erforderlich

Die hiesige Industrie hat in diesem Jahr wieder maßgeblich zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung der Hansestadt beigetragen. Damit das 2025 und auch in den Folgejahren so bleibt, muss sie sich zukunftssicher aufstellen.
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Obgleich nur etwa 3,5 Prozent der Hamburger Betriebe im Bereich der Industrie angesiedelt sind, erwirtschaften sie mit einem Anteil von knapp 32 Prozent einen entscheidenden Beitrag der steuerbaren Gesamtumsätze in der Hansestadt.

Von Dr. Dirk Lau und Chan Sidki-Lundius, 29. November 2024 (HW 6/2024)

Grundstoffindustrie, Maschinenbau, Mineralölverarbeitung, Medizintechnik: Industriebetriebe stellen nur etwa 3,5 Prozent aller Unternehmen in Hamburg. Mit einem Anteil von knapp 32 Prozent erwirtschaften sie jedoch einen entscheidenden Beitrag der steuerbaren Gesamtumsätze in der Hansestadt.

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Aurubis
Tim Kurth, Vorstandsmitglied Aurubis AG

Schon im ersten Quartal zeichnete sich ab, dass das gesamte Jahr 2024 nicht gut laufen würde. Obwohl die nominalen Umsätze aus der industriellen Fertigung in den größeren Industrietrieben Hamburgs einen Wert von 23,9 Milliarden Euro erreichten, entsprach dies einem Minus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ein halbes Jahr später beurteilte das Verarbeitende Gewerbe im Handelskammer-Konjunkturbarometer seine aktuelle Geschäftslage als „besonders negativ“.

Für Wirtschaftsfachleute ist es unumstritten, dass eine Rezession die hiesige Industrie aufgrund ihrer strukturellen Herausforderungen hart trifft. „Die Industrie braucht wettbewerbsfähige Energiepreise unter Einbeziehung der Infrastrukturkosten, um im internationalen Kontext langfristig zu bestehen und weiter in die Dekarbonisierung investieren zu können“, sagt Tim Kurth, Vorstandsmitglied der Aurubis AG und Vorsitzender des Handelskammer-Ausschusses für Energie und Industriepolitik.

Mit dem weiter hohen Energiepreisniveau gehe das greifbare Risiko einher, dass Unternehmen vermehrt im Ausland investieren, wo bessere Bedingungen für die Industrie vorherrschen. In der Folge drohe der dauerhafte Verlust der industriellen „Wohlstandsbasis“.

Ein zentrales Problem, mit der die mittelstandsgeprägte Hamburger Industrie 2024 zu kämpfen hatte, waren die hohen Stromkosten. Vor dem Hintergrund, dass gerade in der Windregion Norddeutschland grüner Strom günstig sein müsste, fordert die Handelskammer beim Bund und bei der EU niedrigere Strompreise. „Ohne wettbewerbsfähige Strompreise keine Industrie“, so Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne.

Der Handelskammer-Ausschuss für Energie und Industriepolitik tritt in der Regel viermal pro Jahr zusammen, um industriepolitische Themen zu diskutieren, die Interessen der hiesigen Industrie zu bündeln und Aktivitäten anzustoßen. Vorsitzender ist Tim Kurth, Vorstandsmitglied der Aurubis AG. Gremienverantwortlicher ist Dr. Dirk Lau, Leiter der Handelskammer-Abteilung „Klimawende, Energie, Industrie“. Kontakt: dirk.lau@hk24.de, 040 36138-398.

Die Kammer setzte sich dieses Jahr auch für den Abbau unnötiger Bürokratie und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren ein. Sie führte viele Gesprächsrunden, unter anderem mit wichtigen Industriebetrieben und Ausschüssen.

Im September beispielsweise fand ein Spitzentreffen statt, an dem neben Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher auch Vertretende aus Politik, Industrieverband, Gewerkschaften und Industrieunternehmen beteiligt waren. Auf der Agenda standen unter anderem Fachkräftegewinnung, Dekarbonisierung der Industrie und Digitalisierung.

Gesprächsformate dieser Art sollen Hamburgs Industrie 2025 und in den darauffolgenden Jahren stärken und in die Lage versetzen, krisenhaften Erschütterungen und Veränderungsprozessen standzuhalten – damit sie unbeschadet durch den Abschwung kommt und weiter als Stütze der Hamburger Zukunftsentwicklung wirken kann.


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