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Als Hamburg im Oktober Gastgeber der Welthafenkonferenz der Internationalen Hafenvereinigung IAPH war, wurden Hafenprojekte rund um den Globus mit „IAPH2024 Sustainability Awards“ ausgezeichnet. Nachhaltigkeit hat sich zum Wettbewerbsfaktor entwickelt, in einer IAPH-Referenzdatenbank ist Hamburg unter anderem für Landstrom gelistet.
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Die Hamburg Port Authority (HPA) will die Versorgung gemeinsam mit Stromnetz Hamburg und Hamburg Energie ausweiten. An den Containerterminals Hamburg (CTH) und Tollerort (CTT) gibt es bereits Anlagen, an den Containerterminals Burchardkai (CTB) und Altenwerder (CTA) werden sie derzeit eingerichtet. „Wir rechnen mit einer Inbetriebnahme im dritten Quartal 2025“, sagt HPA-Sprecherin Sinje Pangritz.
Kreuzfahrtschiffe können Landstrom in Altona und seit April 2024 in Steinwerder nutzen, künftig auch in der HafenCity, wo 2025 ein weiteres Kreuzfahrtterminal fertiggestellt werden soll. Mit Reedereien wie Maersk, MSC, CMA CGM bestehen Pangritz zufolge „feste Verabredungen“, beziehungsweise es werden derzeit „vertragliche Vereinbarungen zur Landstrom-Nutzung geschlossen“. Damit positioniert sich der Hamburger Hafen als Vorreiter im Zuge der EU-Landstrompflicht ab 2030.
Auf den Terminals der Hamburger Hafen und Logistik Aktiengesellschaft (HHLA) ist Landstrom eine von vielen Maßnahmen, um die CO₂-Emissionen bis 2040 auf Null zu senken. Hinzu kommen E-Loks und E-Lkw sowie Wasserstoff als alternativer Antrieb (siehe auch hier) und reorganisierte Prozesse. Am CTB ersetzen automatische Lagerblöcke beim Containerumschlag schrittweise Van Carrier (VC). Seit 2023 sind 19 Lagerblöcke mit einer Kapazität von 38 000 TEU in Betrieb, drei zusätzliche Lagerblöcke sollen in diesem Jahr auf 45 000 TEU erhöhen.
Derzeit werden vertragliche Vereinbarungen zur Landstrom-Nutzung geschlossen.
Sinje Pangritz
Außerdem haben batteriebetriebene, fahrerlose Transportfahrzeuge (Automated Guided Vehicles, AGV) schrittweise Diesel-VC abgelöst. Laut HHLA sparen am CTB seit Ende 2024 116 AGV jährlich circa 12 000 Tonnen CO2 ein. Auf dem als klimaneutral zertifizierten CTA sind ausschließlich AGV mit Ökostrom im Einsatz, während am CTT die Hybrid-VC-Flotte gewachsen ist.
Seit Anfang Juni 2024 setzt die HHLA für Containerumfuhren im Hafen bei der eigenen Spedition Container-Transport-Dienst (CTD) die ersten beiden Elektro-Lkw ein. Für nachhaltige Lieferketten müsste allerdings der gesamte Hinterlandverkehr elektrisch funktionieren, doch fehlt es dort an Ladeinfrastruktur für E-Lkw.
Stattdessen punktet Hamburg als weltgrößter Eisenbahnhafen, den fast jeder zweite Hinterlandcontainer auf der Schiene erreicht oder verlässt. Umgerechnet auf Tonnenkilometer stößt ein Zug nach HHLA-Angaben 110-mal weniger CO2 aus als ein Lkw. Außerhalb des Hafens gibt es allerdings Probleme: Das verkehrspolitische Ziel der Bundesregierung, den Güterverkehr stärker auf die Schiene zu verlagern, werde durch den bundesweit „verschleppten“ Netzausbau ausgebremst, kritisiert der Verband „Die Güterbahnen“.
Das öffentlich-private Hamburger Unternehmen hySolutions, an dem sich auch Handelskammer und HPA beteiligen, treibt innovative Projekte zur Dekarbonisierung im maritimen Bereich voran. Akteure im Cluster „Clean Ports & Logistics“ erarbeiten technische Lösungen für Sonderfahrzeuge und konzipieren betrieblicheAbläufe neu. „Der Hamburger Hafen hat das Potenzial, eine führende Rolle beim Erreichen der Klimaneutralität zu spielen“, sagt Kai Gerullis, Leiter der Handelskammer-Abteilung „Verkehr und Hafen“.
Für mehr Klimaschutz gründeten HPA und Hamburger Energiewerke im April 2024 das Joint Venture „Erneuerbare Hafenenergie Hamburg“ (EHH), um Photovoltaik und Windkraft im Hafengebiet auszubauen. Für eine mögliche Photovoltaik-Anlage auf der HPA-Deponie Francop wurden nach Auskunft von EHH-Geschäftsführer Jannes Elfgen, der hauptberuflich die HPA-Sparte „Port Energy Solutions“ leitet, 2024 die Machbarkeitsuntersuchungen abgeschlossen: „Die Ergebnisse stellen das Projekt vor Herausforderungen, die zunächst intern geklärt werden müssen.“ Zudem seien für den Bau von Windkraftanlagen in der Bullerinne und in den Vollhöfner Weiden „wesentliche Gutachten und Untersuchungen erbracht mit dem Ziel, 2025 den Genehmigungsantrag für die beiden Projekte zu stellen“.
Auf Schiffen soll die Initiative „FuelEU Maritime“ erreichen, mehr erneuerbare und kohlenstoffarme Kraftstoffe zu verwenden. Die internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO verfolgt mit ihrer Treibhausgasstrategie das Ziel, spätestens bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Hapag-Lloyd hat sich bis 2045 dazu verpflichtet und modernisiert die eigene Flotte. Schiffsauslastung, Routen und Schiffsdesign werden digital optimiert – alles, um die Luftqualität auch im Hamburger Hafen zu verbessern. Wie schnell hier eine Umstellung auf Landstrom gelingt, hängt laut HPA-Sprecherin Sinje Pangritz auch mit der Entwicklung der Bestandsflotten und neuen Schiffsbauten zusammen.
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