Test zur Selbsteinschätzung
Sind Sie unsicher, ob Sie das Wagnis einer Gründung eingehen wollen? Einen kostenlosen Online-Test, mit dem Sie Ihre Eignung als „Gründerpersönlichkeit“ prüfen können, finden Sie unter app.uwd.de/539594. In diesem Artikel stellen die Initiatoren des Tests ihr Projekt vor.
Ob handgefertigte Ledertaschen oder originelle Hamburg-Souvenirs, KI-gestützte neue Software oder innovative Medizingeräte: Geschäftsideen gibt es viele – und auch in Hamburg wagen zahlreiche Menschen den Weg in die Selbstständigkeit. Allein im ersten Halbjahr 2024 wurden 2912 Betriebe gegründet, der höchste Halbjahreswert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2008. Doch von der ersten Idee bis zur eigentlichen Gründung gibt es diverse Hürden zu bewältigen, wie die Handelskammer in ihrem Ratgeber „Gründung mit System“ [PDF] ausführt.
Vorbereitung: Genaue Prüfung ist Pflicht
Hohe Startinvestitionen, lange ungeregelte Arbeitszeiten, Krisen und Durststrecken – und ein Wust an bürokratischen, kaufmännischen und buchhalterischen Pflichten: Vor diesen Herausforderungen stehen viele Selbstständige. Wer gründet, braucht also ein starkes Nervenkostüm – und sollte sich fragen: Trägt meine Familie das mit? Reicht mein Netzwerk, um Probleme aufzufangen? Häufig kann es sinnvoll sein, zunächst mit einer Nebenerwerbsgründung zu beginnen, also die selbstständige Tätigkeit neben der bisherigen Beschäftigung auszuüben und so erste Erfahrungen zu sammeln.
Um dem Projekt ein solides Fundament zu geben, sollten Gründende zudem ihre Geschäftsidee genau prüfen: Was macht mein Angebot für die potenzielle Kundschaft attraktiv? Worin unterscheidet es sich von bisherigen Produkten? Die Markterforschung erfordert intensive Recherche, ist aber ein zentraler Erfolgsfaktor: „Informationsdefizite sind die zweithäufigste Ursache für das Scheitern junger Unternehmen“, konstatiert die Broschüre der Kammer.
Ein ausgefeilter Businessplan ist zwar nicht vorgeschrieben, für eine Beurteilung der Erfolgsaussichten und das Nutzen von Fördermitteln jedoch unabdingbar. Spätestens bei der Konzepterstellung „müssen Sie sich umfassend über Ihre Marktchancen und Risiken informieren, Ihre Zielgruppe definieren, Wettbewerber analysieren, Umsätze und Kosten ermitteln sowie Preise und Ihren Kapitalbedarf kalkulieren“, so die Kammer – die auf Wunsch unter anderem Businesspläne kostenlos überprüft (siehe Kasten unten).
Dabei gilt es auch, alle praktischen Fragen möglichst umfassend zu analysieren und zu prüfen: Wie setze ich meine Idee konkret um? Welche Arbeitsräume, Geräte, Mitarbeitenden, Lieferanten usw. benötige ich? Wie organisiere ich die Arbeitsabläufe von der Herstellung übers Marketing bis zum Verkauf? Wie setze ich die Verkaufspreise fest? Je konkreter die Antworten, desto leichter fällt die Gründung.
Der Weg zur Gründung
Ein zentraler Punkt ist natürlich die Frage der Finanzierung des künftigen Betriebs. Der Businessplan klärt, wie viel Fremdkapital nötig ist – und ermöglicht es, sich um Kredite und Fördermittel zu bemühen: Hierfür stehen eine Reihe öffentlicher Finanzierungsangebote zur Verfügung (siehe HW 5/2024: „Kapital für Geschäftsideen“).
Vor dem Start muss zudem die Rechtsform des Betriebs festgelegt werden: Soll es ein Einzelunternehmen sein? Oder ist eine Personengesellschaft (GbR, OHG, KG oder GmbH & Co. KG) oder sogar eine Kapitalgesellschaft (GmbH) sinnvoller? Je nach gewählter Form bestehen unterschiedliche Haftungspflichten und gesetzliche Anforderungen, etwa an die Buchhaltung und Bilanzierung. Die Entscheidung sollte deshalb sorgfältig überlegt werden – am besten mit anwaltlicher Unterstützung.
Darüber hinaus braucht das Unternehmen einen werbewirksamen, unverwechselbaren Namen, der gesetzlichen Anforderungen entspricht (siehe hier).
Für die Gründung selbst sind dann meist etliche Formalitäten zu erledigen, insbesondere die Anmeldung eines Gewerbes beim zuständigen Bezirksamt (Ausnahme: freiberuflich Tätige) und – soweit vorgeschrieben – die Eintragung des Unternehmens per Notar im Handelsregister.
Was sonst noch zu beachten ist
• Steuern: Umsatz- und Einkommensteuer, Gewerbe- und Körperschaftssteuer oder auch Lohnsteuer für Angestellte: Gründende sollten sich genau über ihre (von der Rechtsform des Betriebs abhängigen) steuerlichen Pflichten informieren und eine Steuerberatung heranziehen.
• Versicherungen: Neben den individuellen Risiken (insbesondere Altersvorsorge, Unfall und Krankheit) sollten auch Unternehmensrisiken abgesichert werden. Wichtig kann etwa eine Betriebshaftpflichtversicherung sein.
• Buchführung: Je nach Betriebsform sind hier unterschiedliche Regeln zu beachten – und selbst für freiberuflich Tätige ist eine detaillierte Einnahmen-Überschussrechnung Pflicht.
• Schutzrechte: Gründende sollten überprüfen, ob sie fremde Rechte an Marken, Design oder Gebrauchsmustern verletzen – und eigenes geistiges Eigentum schützen.
Unterstützung durch die Handelskammer
Die Handelskammer bietet eine Reihe von Veranstaltungen und Informationsangeboten für Gründungsinteressierte. Dazu gehören unter anderem der regelmäßige Infotag zur Existenzgründung, Seminare zu steuerrechtlichen Grundlagen für Gründende oder zur Erstellung eines Business- und Finanzplans, aber auch persönliche Beratungen, die das Herzstück der Hilfestellung durch die Kammer darstellen. Das Expertenteam ist neutral und verfügt über umfangreiche regionale Branchenkenntnisse und Netzwerke. Selbstverständlich verlaufen sämtliche Gespräche vertraulich.
Mit dem Onlinetool „Unternehmenswerkstatt Hamburg“ können Sie Ihren Businessplan online Schritt für Schritt erarbeiten, und in der Commerzbibliothek finden Sie umfangreiche Literatur zu Gründungsfragen. Im Gründungszentrum wird Ihr Businessplan auf Wunsch kostenlos überprüft. Eine Reihe weiterer Angebote sind hier und hier aufgelistet.