Die trübe Stimmung unter Hamburger Unternehmen hat sich im gesamten Jahr 2025 nicht wirklich aufgehellt. „Laut unserem aktuellen Konjunkturbericht bewegt sich das Geschäftsklima der hiesigen Wirtschaft weiterhin auf einem unterdurchschnittlichen Niveau“, sagt Dr. Torsten König, Leiter der Handelskammer-Abteilung „Volkswirtschaft und Grundsatzfragen“. „Auf einer Skala von 0 bis 200 erreicht das Geschäftsklima derzeit nur 84,4 Punkte.“ Dass die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Schwankungen unterliege, sei die Regel, so König. Dass der Negativtrend jetzt allerdings schon seit rund drei Jahren anhalte und kein Aufschwung in Sicht sei, sei eher ungewöhnlich.
Auffällig ist, dass es zahlreiche Branchen gibt, die sowohl die aktuelle als auch die künftige Geschäftslage per saldo negativ beurteilen – darunter Einzelhandel, Gastgewerbe und Medienwirtschaft. Lichtblicke für 2026 zeichnen sich vor allem in Finanzsektor und IT-Wirtschaft ab.
Von dreistelligen Wachstumsraten, wie sie die Stackgini GmbH aktuell erlebt, können andere nur träumen. „In der IT sind noch überdurchschnittliche Wachstumsraten möglich“, freut sich Michael Stedler. Der 33-jährige Wirtschaftsinformatiker ist einer von insgesamt drei Gründern des Hamburger Start-ups, das seit drei Jahren eine Software anbietet, die Firmen dabei hilft, ihr Software-Portfolio zu optimieren. „In großen Organisationen kommt es nicht selten vor, dass dort mehr als 1000 Systeme im Einsatz sind und täglich weitere Anfragen für neue Software-Lösungen eingehen“, berichtet er. „Da geraten Komplexität und Kosten schnell außer Kontrolle.“
Aus seiner früheren Zeit als Unternehmensberater weiß Stedler, dass es bei IT-Systemen jede Menge Einsparpotenzial gibt. Davon kann er auch potenzielle Kundschaft überzeugen, die den Mehrwert seines Systems erkennt. Dennoch sieht er im vierten Quartal Unsicherheiten hinsichtlich neuer Investitionen über alle Branchen hinweg.
Gleichwohl blicken er und seine Partner sehr zuversichtlich ins kommende Jahr. „Wir sind weiterhin überzeugt von Hamburg und Deutschland als Wirtschaftsstandort mit starker Industrie und hochqualifizierten Fachkräften“, so Stedler. An letzteren besteht allerdings weiter ein hoher Bedarf. Auch die Stackgini GmbH möchte in der Entwicklungsabteilung sowie im Vertrieb personell weiter wachsen und sucht Arbeitskräfte sowohl im In- als auch im Ausland.
Laut Handelskammer-Konjunkturbarometer ist der Fachkräftemangel für rund 44 Prozent der Unternehmen eines der größten Geschäftsrisiken, hat in den vergangenen fünf Quartalsbefragungen allerdings zumindest etwas an Brisanz verloren. Das Top-Thema für Hamburger Firmen (66 Prozent) sind derzeit ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Für mehr als die Hälfte der befragten Betriebe zählen aktuell Arbeitskosten (52 Prozent) und Inlandsnachfrage (56 Prozent) zu den größten Geschäftsrisiken.
Dass die Kauflaune im modebewussten Hamburg schon einmal besser war, kann Marie-Christine Brinkmann, Geschäftsführerin der Classico Fashion GmbH, bestätigen: „Die Stimmung im Premium-Einzelhandel ist seit geraumer Zeit verhalten, allerdings nicht im gleichen Maße wie im Volumenmarkt, der in großen Stückzahlen und vergleichsweise niedrigen Preisen produziert.“ Die aktuell größte Herausforderung sei die Unsicherheit im Konsumverhalten. Denn dieses habe sich seit 2019 aufgrund von Pandemie, Inflation, geopolitischen Spannungen und gesellschaftlichem Wertewandel nachhaltig verändert. Kundschaft entscheide bewusster, Preis und Leistung würden mehr hinterfragt, so Brinkmann.
Das große Verdienst ihres Unternehmens sei das Team, das „echte Verbindungen, Vertrauen und Stilübersetzung“ schaffe. „Unsere 70 Mitarbeitenden kuratieren Erlebnisse, nicht nur Kollektionen.“ Dieses Jahr wird Classico Fashion mit einem leichten Plus abschließen, wobei der stationäre Handel mit den acht Stores in hochwertigen Lagen und den drei Outlets 75 Prozent des Umsatzes ausmacht und dynamischere Zuwächse verzeichnet als der Online-Handel.
Dennoch geraten die Erträge im Einzelhandel wie auch in anderen Branchen durch den Anstieg von Personal-, Miet- und allgemeinen Betriebskosten zunehmend unter Druck, konstatiert Brinkmann. Sie ist überzeugt: Wer nur Ware verkauft, wird es immer schwerer haben, auskömmliche Margen zu erzielen. „Begeisternde Beratung, kuratiertes Sortiment, emotionale Bindung und Inspiration sind der Weg zum langfristigen geschäftlichen Erfolg.“ Den beschreitet das Modeunternehmen bereits, und Brinkmann schaut „mit realistischem Optimismus und Zuversicht“ auf 2026.
Ähnlich optimistisch zeigt sich Dr. Olaf Oesterhelweg. „Wir befinden uns mit unserem regionalen Geschäftsmodell und der Nähe zu unseren 1,5 Millionen Kundinnen und Kunden auf Wachstumskurs“, freut sich der stellvertretende Vorstandssprecher der Haspa und Handelskammer-Vizepräses. Auf allen Ebenen verzeichnet die Haspa nur Positives: Die Zahl der Konten steigt, Wertpapiersparen und Einlagen nehmen zu, und bei der Baufinanzierung ist die Talsohle durchschritten. Die Haspa blickt auf ein rundherum erfolgreiches 2025 zurück und setzt auch im kommenden Jahr weiter auf ihren erfolgreichen Kurs, der sich mit insgesamt 100 Filialen in der Region durch Präsenz und persönliche Beratung auszeichnet.

