Hamburg hielt auch im Jahr 2023 das Tor zur Welt weit geöffnet und pflegte seine zahlreichen internationalen Beziehungen, die durch viele Aktivitäten der Handelskammer intensiviert wurden. Doch globale Entwicklungen und Krisen wie Pandemie, russischer Angriffskrieg auf die Ukraine und Terroranschläge der Hamas gegen israelische Zivilisten stellen die Außenwirtschaft weiterhin vor enorme Herausforderungen. Das aktuelle Positionspapier der Handelskammer mit dem Titel „Zukunft des Außenwirtschaftsstandortes Hamburg“, vom Plenum im November verabschiedet, arbeitet diese Herausforderungen, aber auch Chancen für die Hamburger Außenwirtschaft detailliert heraus.
Vor allem zeigt die Handelskammer darin konsequent auf, „in welchen Handlungsfeldern aus Sicht der Hamburger Wirtschaft Maßnahmen zu ergreifen sind, um Hamburg als europäischen Außenwirtschaftsstandort zu stärken und es Unternehmen zu ermöglichen, die notwendigen Transformationsprozesse unter Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu gestalten“. Der Systemwettbewerb zwischen China und den USA, der Digitalisierungs- und Automatisierungsdruck infolge des Fachkräftemangels und wachsende Regulierungsdichte für international tätige Unternehmen zählen zu den drängenden Themen.
In Hamburg gibt es nach Schätzung der Handelskammer rund 19 000 am Außenhandel beteiligte Unternehmen mit mehr als 170 000 Beschäftigten und einem Umsatz von weit über 20 Milliarden Euro. Mehr als 8500 dieser Firmen sind schwerpunktmäßig im Außenhandel oder der grenzüberschreitenden Handelsvermittlung aktiv. Somit ist Hamburg als Handels-, Industrie- und Hafenstandort der wichtigste Außenwirtschaftsplatz in Deutschland und einer der führenden Im- und Export-Standorte Europas. Mit ihrem neuen Positionspapier zur Außenwirtschaft möchte die Handelskammer diese Stellung betonen und auch die Außenwirkung des Standortes verbessern.
Vor allem vom Hamburger Senat wird gefordert, sich für wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen einzusetzen und adäquate Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um die hiesige Infrastruktur und besonders den Hafen noch erfolgsorientierter, resilienter und innovationsfähiger aufzustellen. „Der Hamburger Senat muss im außenwirtschaftlichen Diskurs auf Bundes- und EU-Ebene sehr viel deutlicher in Erscheinung treten und klare Impulse setzen“, heißt es im Positionspapier der Kammer, das die Agenda für 2024 und die kommenden Jahre prägen wird.
Es sei notwendig, die Außenwirtschaftsförderung neu auszurichten, etwa mit einer intensiveren norddeutschen Zusammenarbeit bei Messeförderung und Markterschließung. „Mit seiner starken außenwirtschaftlichen Ausrichtung auf China braucht der Standort zudem dringend ein aktives Risikomanagement und eine Diversifizierungsstrategie“, lautet eine weitere Forderung.
Dass viele Hamburger Unternehmen ihre internationalen Aktivitäten bereits diversifizieren und breiter streuen, zeigte sich in deren Investitionsplänen für 2023. Der Fokus lag zunehmend auf der Europäischen Union und den USA. Als Investitionsziele gewannen zudem der Rest Asiens jenseits von China, Süd- und Mittelamerika sowie Nordafrika und der Mittlere Osten.
Wie entschieden die Handelskammer diesen Trend unterstützt, machten die Reisen und Kooperationen allein im Jahr 2023 deutlich. So vertiefte Hamburg etwa die Zusammenarbeit mit der südkoreanischen Hafenstadt Busan. Im Mai diskutierten Fachleute bei der „Green Maritime Conference“ den Weg hin zu einer prosperierenden klimaneutralen Ökonomie an beiden Standorten. Organisiert wurde der Austausch von Korean Trade Investment Promotion Agency (KOTRA), koreanischem Generalkonsulat und Handelskammer.
Wie die Pflege internationaler Beziehungen langfristig funktioniert, zeigten auch die Konkretisierung der Innovationspartnerschaft mit den Dubai Chambers sowie das zehnte Jubiläum der India Week Hamburg im November, in deren Rahmen die Handelskammer zum „Hamburg-India Business Day“ eingeladen hatte. Die Veranstaltung beleuchtete unter anderem Indiens wachsende globale Präsenz und Hamburgs steigende Bedeutung als Geschäftsstandort für indische Unternehmen.
Auf europäischer Ebene spielte 2023 die traditionelle Nähe zu Skandinavien eine große Rolle, wie etwa der Besuch von Kronprinz Haakon samt norwegischer Wirtschaftsdelegation zum „Norwegian German Business Summit“ belegt, in dessen Zentrum die Zusammenarbeit im Rahmen der Deutsch-Norwegischen Energiepartnerschaft im Zentrum stand. Auch beim „German Danish Business Forum“ erörterten mehr als 200 Gäste hochaktuelle Themen wie beispielsweise die Dekarbonisierung der Industrie und Kreislaufwirtschaft.
Wie vielschichtig die Handelskammer das Handlungsfeld „Nachhaltigkeit“ bespielt, präsentierte Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne im vergangenen Frühjahr bei einer Reise nach Paris, wo er sich mit den Spitzen der Internationalen Handelskammer (International Chamber of Commerce, ICC) und der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD) traf. Erst bei der Vorstandssitzung der World Chambers Federation (WCF) der ICC im kolumbianischen Bogotá Anfang 2023 war der Weltkammerverband mit der Bitte an Heyne herangetreten, eine internationale Task Force zum Thema „Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen“ zu leiten.
Internationale Verbindungen sollten ihre Tragfähigkeit gerade in Kriegs- und Krisenzeiten unter Beweis stellen. Der Städtepakt zwischen Hamburg und Kyiv etwa feierte im April einjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass besuchten Kyivs Bürgermeister Vitali Klitschko und dessen Bruder Wladimir die Handelskammer. „Im Rahmen des Städtepaktes wollen wir auch frühzeitig Perspektiven für einen Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur schaffen und langfristige Wirtschaftsbeziehungen etablieren“, erklärte Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust.
Und auch die im Februar 2023 gestartete Innovationspartnerschaft zwischen Hamburg und Israel ist angesichts der aktuellen Krise im Nahen Osten wichtiger denn je, setzt sie doch ein klares Signal und befördert den Wissenstransfer sowie die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Israel und Deutschland.
Die Handelskammer versteht sich als Motor, um Hamburg immer stärker in der komplexen globalen Welt zu vernetzen und internationale Themen lösungsorientiert anzugehen. Der Kammergeburtstag Anfang 2024 wird dieser Zielsetzung ebenfalls Rechnung tragen – mit einem geplanten Besuch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.