Was macht eine erfolgreiche Gründungspersönlichkeit aus?

Beim „Startup-Talk“ der zweiten Hamburger Zukunfts-Konferenz im November geht es um Fallstricke und Niederlagen, aber auch um Siege. Mit dabei ist OMR-Gründer Philipp Westermeyer.
Christian Brandes/HH Mediaserver
Im Jahr 2023 verzeichnete Hamburg mehr als 19 000 Firmengründungen, 2024 könnten es sogar noch mehr werden. Was eine erfolgreiche Gründungspersönlichkeit ausmacht, wird bei der zweiten Hamburger Zukunfts-Konferenz beim „Startup-Talk“ diskutiert.

Von Katrin Meyer, 1. November 2024

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Boris Rostami-Rabet
Prof. Michel Clement von der Universität Hamburg hat viele Gründende begleitet, unter anderem über das „Management Transfer Lab“ der Universität.

Es ist Gründungsstimmung in Hamburg – mehr als 19 000 neue Unternehmen gab es 2023 in der Hansestadt. Und auch 2024 scheint ein Jahr der Rekorde zu werden. „Die Motivation für Neugründungen ebbt nicht ab“, sagt Axel Hoops, Leiter der Handelskammer-Abteilung „Gründung, Förderung und Finanzmarkt“. „Die Zahlen der ersten drei Quartale zeigen einen klaren Trend.“

Doch was genau braucht es, um als Gründerin oder Gründer erfolgreich zu sein? Darum geht es beim „Startup-Talk“ der zweiten Hamburger Zukunfts-Konferenz der Universitäts-Gesellschaft Hamburg (UGH) am 11. November in der Handelskammer.

„Die EINE Gründungspersönlichkeit gibt es natürlich nicht“, erläutert Michel Clement von der Universität Hamburg. Der BWL-Professor hat zahlreiche Gründende begleitet, unter anderem über das „Management Transfer Lab“ der Universität und als Berater und Mentor in Start-up-Programmen. „Manche Menschen sind risikofreudig und kommunikativ, andere strategisch oder auch sehr ehrgeizig.“ Wichtig sei, sich selbst und die eigene Motivation genau zu kennen.

Die zweite Hamburger Zukunfts-Konferenz der Universitäts-Gesellschaft Hamburg (UGH) findet am 11. November von 9 bis 18:30 Uhr in der Handelskammer statt. Das Thema lautet „Twin Transformation“. Die Veranstaltung vernetzt die wichtigsten Stakeholder der Wissens- und Wirtschaftsmetropole, um herausragende Forschungsergebnisse direkt in nachhaltige wirtschaftliche Innovationen umzusetzen. Auf den Panels rund um Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI diskutieren hochkarätige Fachleute. Preis pro Konferenzticket: 100 Euro. Zur Anmeldung geht es hier.

Es gibt natürlich auch die Option, im Team zu gründen. Das bietet entscheidende Vorteile: Unterschiedliche Fähigkeiten und Perspektiven ergänzen sich und sorgen für eine breite Kompetenzbasis. Während die eine Person gern programmiert, bringt die andere Finanzkenntnisse mit – und eine dritte hat Talent für Networking und Akquise. „Studien zeigen, dass diverse Teams, insbesondere solche mit einer ausgewogenen Geschlechterverteilung, oft besser performen und resilienter sind“, betont Axel Hoops.

Entscheidend ist zudem die eigene Selbstwirksamkeit. Wer davon überzeugt ist, auch in herausfordernden Situationen Lösungen zu finden, kann mutig vorangehen. Vor allem in kritischen Phasen ist das ein unschätzbarer Vorteil.

Philipp Westermeyer hat an seine Projekte geglaubt. Früh hat sich der OMR-Gründer im Bereich Online-Marketing selbstständig gemacht, die ersten Start-ups aber schnell wieder verkauft. Mit seinem Know-how in Digitalthemen veranstaltete er bald Seminare für Freunde und Bekannte, was 2011 in der ersten Konferenz mündete.

Heute ist das OMR Festival die größte Zusammenkunft von Führungskräften aus Digitalwirtschaft, Medien und Marketing in Europa. In diesem Juni kamen dafür 67 000 Menschen nach Hamburg. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren viele Höhe-, aber auch einige Tiefpunkte erlebt“, so Westermeyer. „Die Absage des OMR Festivals 2020 wegen der Pandemie war sicherlich der einschneidendste.“

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OMR
Mit seinem OMR Festival gelang es Philipp Westermeyer, in diesem Jahr rund 67 000 Menschen nach Hamburg zu holen. Die Veranstaltung ist die größte Zusammenkunft von Führungskräften aus Digitalwirtschaft, Medien und Marketing in Europa.

Wer gründet, braucht Resilienz und eine produktive Fehlerkultur. „Eine gute Idee allein reicht nicht, um schwierige Phasen durchzustehen“, sagt Michel Clement. Zum Gründen gehörten vor allen Dingen die Misserfolge, ergänzt Philipp Westermeyer. Dessen solle man sich bewusst sein.

Die Handelskammer unterstützt Gründende beim Weg in die Selbstständigkeit mit der frei zugänglichen und kostenfreien Unternehmenswerkstatt Hamburg. Diese bietet praxisnahe Unterstützung von der Geschäftsidee bis hin zur erfolgreichen Umsetzung. Ob man selbst das Zeug hat, mit einem Start-up durchzustarten, verrät ein Persönlichkeitstest im Rahmen des Angebotes, der Erkenntnisse über die eigenen Stärken und Potenziale offenbart.

So müssen Start-ups ihre Rückschläge aushalten können, aus ihnen lernen, gegebenenfalls umdenken und sich auf die nächste Wachstumsphase vorbereiten. „Einige Zeit später kommen dann einzelne Erfolge“, so Westermeyer. Zudem sei es wichtig, das richtige Team und das richtige Umfeld zu haben. „Und ein Geschäftsmodell, das man mit Leidenschaft aus eigenen inhaltlichen Interessen heraus verfolgt. Dann ergeben sich Netzwerke automatisch.“

Also pitchen, pitchen, pitchen und die Finanzierung sichern. „Dabei hilft es, im Austausch zu bleiben und das eigene Netzwerk und damit die Optionen weiter auszubauen“, weiß Michel Clement. OMR-Gründer Westermeyer konnte die Corona-Krise nutzen, um Geschäftsfelder aus- und aufzubauen, vom Podcast-Standbein bis hin zu einer Softwarevergleichsplattform für Unternehmen.

Die Zahl der Mitarbeitenden stieg von 150 auf knapp 400. Aber er war auch offen für Unerwartetes. So choreografierte OMR als Personaldienstleister während Corona das Impfzentrum in den Messehallen. „Ich habe aus der Zeit während der Pandemie das meiste unternehmerische Selbstbewusstsein gezogen“, bilanziert Westermeyer.

Kann KI denken? Hilft sie den Patienten? Können Fachkräfte und KI zusammenarbeiten? Anlässlich der zweiten Hamburger Zukunfts-Konferenz hat sich HW Online in den vergangenen Wochen im Rahmen einer Serie mit diesen und weiteren Fragen befasst.

Für Gründende ist der Austausch mit erfahrenen Unternehmen oft eine große Hilfe – das weiß auch Dr. Silke Richter, ehemalige Führungskraft bei Vattenfall und heute im Vorstand der Universitäts-Gesellschaft Hamburg. Sie organisiert das Mentoring-Programm, das die UGH seit 2020 gemeinsam mit der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg und Michel Clement anbietet.

„Entscheidend für das Matching ist nicht nur die fachliche Passung, sondern auch die zwischenmenschliche Ebene“, sagt Richter. Besonders wertvoll sei es für Gründende, wenn sie von Menschen begleitet werden, die selbst bereits ein Unternehmen aufgebaut haben. Dabei spiele die Branche oft eine untergeordnete Rolle, denn die Herausforderungen seien zumeist sektorunabhängig. „Es geht darum: Wie gründe ich, wo bekomme ich Geld her, welche Fehler kann ich vermeiden?“

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Elfriede Liebenow
Dr. Silke Richter organisiert in der Universitäts-Gesellschaft Hamburg das Mentoring-Programm, das die UGH seit 2020 gemeinsam mit der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg anbietet.

Für die Finanzierung gibt es in der Hansestadt verschiedene Anlaufstellen. Insbesondere die Zuschüsse, die über die IFB-Programme „InnoFounder“, „InnoFinTech“, „InnoRampUp“ oder „InnoImpact“ gewährt und nicht zurückgezahlt werden müssen, sind wertvoll für Start-ups. Darüber hinaus gibt es auch Programme für Risikokapital. Alles in allem finden Gründende in Hamburg gute Bedingungen, um ihre Visionen zu verwirklichen.

„Neben der finanziellen Förderung braucht es vor allem Beratungs- und Vernetzungsangebote für Start-ups und solche, die es werden wollen“, sagt Andreas Richter von der Wirtschaftsbehörde, zuständig für Innovation und Cluster. Das könne von Pitch-Trainings über Matchings mit passenden Investoren bis hin zur Suche nach der geeigneten Gewerbeimmobilie reichen.

Besonders hervorzuheben sind die vier Hamburger Innovationsparks. „Start-ups finden hier nicht nur Labor- und Büroflachen, sondern profitieren auch von der engen Anbindung zu Wissenschaft und Industrie“, konstatiert Richter. Es sind die Netzwerke, die so wertvoll sind und die Hamburg in vielen Facetten bietet – vom direkten Austausch mit erfahrenen Geschäftsleuten bis hin zu spezialisierten Mentorings und Branchen-Events. So gelingt es leicht, Kontakte zu knüpfen, von anderen zu lernen und innovative Ideen erfolgreich umzusetzen.

Das Programm „Mentoring bewegt Karrieren“ der Universitäts-Gesellschaft ist auf ein Jahr angelegt. Nach einem persönlichen Auswahlverfahren wird den Mentees eine Führungskraft aus Wirtschaft oder Wissenschaft als Mentor oder Mentorin zur Seite gestellt. Insgesamt sind mindestens vier persönliche Treffen zwischen Mentor und Mentee vorgesehen. Das Programm richtet sich an Master-Studierende, Promovierende und Postdocs sowie an all jene, die in einen Beruf neu einsteigen möchten. Bewerbungsschluss für 2025 ist der 18. Dezember 2024.


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