Hilft KI den Patienten?

Neue Diagnoseverfahren, effizientere Abläufe und hochmoderne Robotik – Künstliche Intelligenz verändert das Gesundheitswesen grundlegend. Auf der zweiten Hamburger Zukunfts-Konferenz der Universitäts-Gesellschaft Hamburg diskutieren Wirtschaft und Wissenschaft über die Entwicklungen.
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Auch in der Radiologie sind KI-basierte Entscheidungsunterstützungssysteme im Einsatz und analysieren Röntgenaufnahmen, Magnetresonanz- und Computertomografie-Scans.

Von Katrin Meyer, 11. Oktober 2024

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat an Dynamik gewonnen. Sie verspricht eine bessere Vernetzung von Patienteninformationen und Entlastung bei Routineaufgaben. Darüber hinaus eröffnet sie die Chance, das Gesundheitswesen angesichts von Fachkräftemangel und steigenden Anforderungen zukunftssicher zu gestalten.

Die zweite Hamburger Zukunfts-Konferenz der Universitäts-Gesellschaft Hamburg (UGH) findet am 11. November von 9 bis 18:30 Uhr in der Handelskammer statt. Das Thema lautet „Twin Transformation“. Die Veranstaltung vernetzt die wichtigsten Stakeholder der Wissens- und Wirtschaftsmetropole, um herausragende Forschungsergebnisse direkt in nachhaltige wirtschaftliche Innovationen umzusetzen. Auf den Panels rund um Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI diskutieren hochkarätige Fachleute. Preis pro Konferenzticket: 100 Euro. Zur Anmeldung geht es hier.

„Digitalisierung, Robotik, große Datenmodelle und Künstliche Intelligenz werden die Medizin der nächsten Jahrzehnte bestimmen“, sagt Prof. Christian Gerloff, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Die Universitätsmedizin sei ideal geeignet, diesen Wandel zu gestalten und Innovationen konsequent und verantwortungsvoll in die klinische Praxis zu bringen.

Bereits 2009 hatte das UKE die elektronische Patientenakte eingeführt. Die vielen Daten, die hier anonymisiert verfügbar sind, legen einen wichtigen Grundstein für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). „Die großen Datenmengen im Krankenhaus sind eine wertvolle Ressource, die bisher nicht genutzt wurde“, so Prof. Götz Thomalla, am UKE Prodekan für Klinische Forschung und Translation. KI könne bei der Datenauswertung helfen mit dem Ziel, personalisierte Therapien zu steuern und Qualität sowie Effizienz der Behandlung zu verbessern.

KI im medizinischen Alltag

„KI eröffnet die Chance, dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen entgegenzutreten, indem sie administrative und künftig auch einfache medizinische Routineaufgaben übernehmen kann“, betont Dr. Timo Paulus, bei PHILIPS zuständig für Innovation und Partner Development. So könnten sich Ärzteschaft und Pflegende wieder mehr auf die Patientinnen und Patienten fokussieren. Auch die Vorsitzende der Universitäts-Gesellschaft, Prof. Ulrike Beisiegel, sieht durch diese Entwicklungen großes Potenzial, die Patientenversorgung maßgeblich zu verbessern.

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UKE
Prof. Christian Gerloff, Ärztlicher Direktor des UKE, ist davon überzeugt, dass Digitalisierung, Robotik, große Datenmodelle und Künstliche Intelligenz die Medizin der nächsten Jahrzehnte bestimmen werden.

Ein Beispiel für den Einsatz von KI im Klinikalltag sind automatisierte Arztbriefe, die direkt aus der digitalen Patientenakte generiert werden. An dieser Technologie arbeitet die UKE-Tochterfirma IDM gGmbH. Die KI wurde mit umfassendem klinischem Wissen trainiert – rund sieben Millionen anonymisierte Behandlungsdaten dienten als Grundlage. Damit für einen Patienten ein individueller Arztbrief erstellt werden kann, müssen sämtliche Diagnose- und Behandlungsdaten sorgfältig und vollständig erfasst sein.

Die Entwürfe werden anschließend von der Fachärzteschaft des UKE überprüft, falls erforderlich angepasst und freigegeben. Alles in allem eine enorme Arbeitserleichterung, die mehr Zeit für die Patientenversorgung ermöglicht. Damit auch andere Kliniken von der Zeitersparnis profitieren, soll das Programm, wenn es ausgereift ist, für Arztbriefe zum Selbstkostenpreis angeboten werden.

Verbesserung durch Digitalisierung

Auch in der Radiologie sind KI-basierte Entscheidungsunterstützungssysteme im Einsatz und analysieren Röntgenaufnahmen, Magnetresonanz- und Computertomografie-Scans. Sie identifizieren Anomalien und geben Ärzten so wertvolle Hinweise. Außerdem hilft KI, die Dosis von Röntgenstrahlen zu verringern und Scanzeiten massiv zu reduzieren. „Ein direkter Mehrwert für die Patienten, die dann, salopp gesagt, nicht mehr so lange in die Röhre müssen“, erklärt Timo Paulus von Philips.

Der hohe Energiebedarf beim Training komplexer KI-Modelle muss perspektivisch reduziert werden – ein bekanntes und branchenübergreifendes Problem. Es zu lösen, ist Teil der Forschungsarbeit bei Philips. Entscheidend ist die Perspektive. Jede Innovation im Klinikalltag wird letztlich begleitet von der Frage: Was bringt es den Patientinnen und Patienten?

Kann KI denken? Ist digitale Transformation nachhaltig? Können Fachkräfte und KI zusammenarbeiten? Und was macht eine erfolgreiche Gründungspersönlichkeit aus? Anlässlich der zweiten Hamburger Zukunfts-Konferenz befasst sich HW Online in den kommenden Wochen im Rahmen einer Serie mit diesen und weiteren Fragen.

Für diese bedeutet eine digitalisierte Gesundheitsversorgung mit KI-Assistenzsystemen schnellere Diagnosen, individuellere Behandlungsansätze und damit einhergehend eine Besserung der Symptome oder sogar Möglichkeiten zur Heilung. Dass der Schutz sensibler Gesundheitsdaten beim Einsatz von KI höchste Priorität hat, ist für die Fachleute von UKE und Philips unabdingbar. Denn nur so können die Potenziale von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung weiter genutzt werden.

„Richtig eingesetzt, können Digitalisierung und KI die Gesundheitsberufe attraktiver machen“, sagt Christian Gerloff vom UKE. „Es geht darum, Medizin besser und sicherer zu machen und ärztliche und pflegerische Einschätzungen zu unterstützen.“ Langfristig wird KI ein integraler Bestandteil der klinischen Praxis werden und medizinische Fachkräfte zuverlässig unterstützen. Und der Mensch bleibt im Mittelpunkt.


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