Was sich in Hamburgs Quartieren tut

Geschäftseröffnungen, innovative Gastronomiekonzepte, Um- und Neugestaltung von Quartieren: Hamburg tut einiges, um auch in Zukunft attraktiv zu bleiben. Nur eine Stadt mit Lebensqualität zieht Unternehmen, Investoren und nicht zuletzt Fachkräfte an.
Moka Studio
Blick auf das künftige Westfield-Überseequartier in der HafenCity mit seinem Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Entertainment, Hotels und Wohnungen.

Von Heiner Schote, 4. Dezember 2023 (HW 6/2023)

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Gerritt Meier/Hilton
Ins Levantehaus in der Mönckebergstraße zieht 2024 das Fünfsternehotel „Conrad“ ein.

Im Rathausquartier kann es zuweilen laut werden. Wenn beispielsweise Straßen neu gestaltet werden, gehören Lärm und Staub dazu. Auch wenn die Bauunternehmen so weit wie möglich auf die Bedürfnisse der Anlieger eingehen, sind Belastungen nicht ganz zu vermeiden. Dennoch haben sich die dort ansässigen Unternehmen für die Neugestaltung ausgesprochen.

Sie hoffen, dass sich ihr Quartier von 2024 an mit ganz neuer Aufenthaltsqualität präsentiert. Mit breiteren Fußwegen etwa, wie sie schon jetzt in der Großen Bäckerstraße zu sehen sind, und mit zwei Straßen, die komplett autofrei bleiben werden. In den vergangenen Jahren sind in diesem Areal neue Gastronomiebetriebe wie das Restaurant Goldbach eröffnet worden. Vieles spricht dafür, dass sich hier ein neues Gastronomiequartier herausbildet, das Menschen aus ganz Hamburg anziehen könnte.

Noch viel größer als im Rathausquartier ist die Baustelle des künftigen Überseequartiers in der HafenCity. Wo im vergangenen August das Richtfest stattfand, soll im kommenden April das neue Stadtquartier mit Einzelhandel, Gastronomie und Entertainment sowie mit Hotels und Wohnungen eröffnet werden. Die zentrale Achse wird der Überseeboulevard sein, der bis zur Norderelbe verlängert wird. Direkt am Wasser entsteht zudem eine neue Promenade. Mit einer Gesamtfläche von mehr als 400 000 Quadratmetern ist dies eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland, die derzeit realisiert werden. Viele Menschen verfolgen es daher mit großem Interesse.

Das gilt vor allem für das neue Haus von Breuninger, das im April im Überseequartier eröffnet werden soll. Henning Riecken, Geschäftsführer der E. Breuninger GmbH & Co, schilderte beim diesjährigen „Hamburger Handelsforum“ im August in der Handelskammer den umfassenden Omni-Channel-Ansatz des Unternehmens aus Baden-Württemberg: „Der Kunde möchte von allem das Beste. Online soll es schnell gehen, während er im Geschäft Fachkompetenz und vor allem eine persönliche Betreuung erwartet.“ Eine große Rolle werden Events spielen, zu denen das Unternehmen regelmäßig seine treuesten Kundinnen und Kunden einlädt.

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CBRE /Hanseviertel
Das „Le big TamTam“ eröffnet im kommenden Jahr im Hanseviertel an der Stelle, wo sich bis vor 17 Jahren das Mövenpick-Restaurant befunden hat.

Das Überseequartier wird eine neue Attraktion für Hamburg sein, zugleich aber auch ein neuer Wettbewerber gerade für den Einzelhandel in der Innenstadt. Viele Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren darauf eingestellt, indem sie in die Passagen, in die Geschäfte und auch in die Aufwertung der öffentlichen Räume investierten. So haben die Frequenzen in den Citylagen 2023 wieder das Niveau von 2019 erreicht.

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E. Breuninger GmbH & Co.
Henning Riecken, Geschäftsführer Breuninger GmbH & Co

Im neuen Jahr wird das Fünf-Sternehotel „Conrad“ der Hilton-Gruppe ins Levantehaus in der Mönckebergstraße einziehen. Es knüpft damit an das frühere „Park Hyatt“ an. Ins benachbarte „Elisen Palais“, das gerade entsteht, werden 2025 ein weiteres Hotel und ein Boardinghaus einziehen. Dietmar Hamm, Geschäftsführer der Kontorhausverwaltung Bach GmbH, ist darüber sehr froh: „Die Hotels werden neue Gäste in die Innenstadt bringen, von deren Kaufkraft der Einzelhandel und die Gastronomie im Umfeld profitieren.“

Neu ist auch das E-Sport-Center des Hamburger Unternehmens „Mouz“, das 2024 am Glockengießerwall eröffnen und vor allem junge Menschen anziehen wird. „Die vielen Investitionen in der City belegen, dass die Wirtschaft nach wie vor großes Vertrauen in den Standort Innenstadt hat“, ist Hamm, der ehrenamtlich auch im Vorstand des Citymanagements aktiv ist, überzeugt. Einzelhandel und Büros seien zwar nach wie vor sehr prägend, der Nutzungsmix werde aber jedes Jahr vielfältiger.

Im Februar 2024 wird in der Innenstadt zudem ein neues gastronomisches Konzept ans Netz gehen: das „Le big TamTam“ im Hanseviertel. Wo derzeit noch gebaut wird, werden künftig fünf Unternehmen gemeinsam ein neues Gastronomiekonzept betreiben. Mit dabei ist die ÜberQuell GmbH, die schon durch das gleichnamige Restaurant am St. Pauli-Fischmarkt bekannt ist. Die Lokalität werden viele kennen, denn bis vor 17 Jahren befand sich hier das Mövenpick-Restaurant.

Neue Quartiere mit einem vielfältigen Nutzungsmix, neue Hotels, Restaurants und Cafés sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen tragen dazu bei, dass Hamburg eine lebenswerte Metropole ist. Das ist auch in wirtschaftlicher Hinsicht von großer Bedeutung für die Zukunft unserer Stadt. Denn nur eine Stadt mit hoher Lebensqualität wird Fachkräfte davon überzeugen können, hier unternehmerisch oder beruflich aktiv zu werden.

Das Rathausquartier ist ein Business Improvement District (BID), in das die Wirtschaft 3,67 Millionen Euro investiert. Weitere Mittel stellt die Stadt Hamburg bereit. Das Westfield-Überseequartier in der HafenCity umfasst 14 Gebäude mit einem Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Entertainment, Kultur, Büros, Hotels und Wohnungen. Im Zentrum befindet sich eine Station der U4. Das Quartier, das von Unibail-Rodamco-Westfield entwickelt wird, wird im April 2024 eröffnet. Im City Management Hamburg haben sich Unternehmen zusammengeschlossen, um sich gemeinsam für eine lebendige Innenstadt einzusetzen.

Wie das Konjunkturbarometer der Handelskammer immer wieder zeigt, sind Fachkräfte für zunehmend mehr Unternehmen Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg. So wird in Zukunft nur eine lebenswerte Stadt international wettbewerbsfähig bleiben können, die Lebensqualität ist zu einem wichtigen Standortfaktor für jede Metropole geworden.

Zu einer lebenswerten Metropole wie Hamburg gehören neben einer dynamischen Innenstadt auch die Quartiere, die alle ihren eigenen Charakter haben. Eines der bekanntesten ist St. Georg. Dort leben rund 10 000 Menschen, aber mit seinen Geschäften, Cafés und Restaurants ist St. Georg auch ein stadtbekannter Ausgehort. Voller Leben sind die beiden Hauptgeschäftsstraßen, der Steindamm und die Lange Reihe.

Ein besonderes Kleinod indes findet sich in der Gurlittstraße: das Hotel „Wedina“. Dort spielen Bücher eine besondere Rolle. „Wir pflegen eine enge Kooperation mit dem Literaturhaus Hamburg“, sagt Geschäftsführerin Ricarda Schroeder. „Viele Autoren aus der ganzen Welt, die dort ihre Bücher vorstellen, übernachten bei uns.“ Und so finden sich in der Bibliothek auch die handsignierten Werke der Autorinnen und Autoren, die hier zu Gast waren. Mit einem ambitionierten Veranstaltungsprogramm mit Lesungen und Konzerten trägt das Hotel ebenso zur lebenswerten Metropole bei wie die Elbphilharmonie.

Bewohnerparken

Da das sogenannte „Bewohnerparken“, wie es der Hamburger Senat ursprünglich beschlossen hat, Gewerbetreibende nicht oder nur unzureichend berücksichtigt, forderte die Handelskammer im vergangenen März von der Politik unter anderem, den Ausbau der Bewohnerparkzonen vorerst zu stoppen und die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen unbürokratisch zu beschleunigen. Mit Erfolg: Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks kündigte an, das Bewohnerparken erst dann weiter auszubauen, wenn seine Behörde mit allen Beteiligten gesprochen und man eine Lösung gefunden habe.


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