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Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Unternehmen für drohnenbasierte Dienstleistungen zu gründen?
Ich habe auf der regulatorischen Seite am Thema „kommerzielle Drohnen“ gearbeitet – im „Bundesverband für Unbemannte Systeme e. V.“ (BUVUS) und im Drohnenbeirat des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV).
Mit meinem Mitgründer Jerry, den ich auf einer Konferenz in Shanghai kennengelernt hatte, verband mich die Vision, dass die Zeit für eine weitreichende Nutzung autonomer Drohnen gekommen ist – nicht nur für Videoaufnahmen, sondern auch als vollwertiger Ersatz für Hubschrauber und Flugzeuge in der Datenakquise.
Jerry war gerade aus einem Drohnen-Start-up in Australien zurück nach Shanghai gekommen, um dort als Robotik-Ingenieur zu arbeiten. Mitja, mein anderer Mitgründer, war das Organisationstalent an meiner Hochschule: Als Präsident des Studierendenparlamentes (StuPa) und mit Erfahrung im Vertrieb bei zwei anderen Start-ups war er wie dafür gemacht, das Gründerteam zu ergänzen.
In welchen Bereichen bieten Sie Ihre Dienstleistungen an – und wie sehen diese im Einzelfall aus?
Unser Standardprodukt ist die Befliegung der Schutzstreifen von Hochdruckpipelines. Hierbei werden Inspektionshelikopter ersetzt. Ziel der Befliegung ist es, Gefahrenstellen im Pipelinebereich zu identifizieren und dem Betreiber zu melden. Hierbei kann es sich beispielsweise um Bagger handeln, die Pipelines beschädigen können, wenn die Baustellenleitung die genaue Position der Pipelines nicht kennt.
Aktuell kommen sogenannte LDAR-Surveys (LDAR = Leak Detection and Repair; Leckage-Ortung und Reparatur) hinzu, die nach der EU-Methanverordnung für Netzbetreiber vorgeschrieben sind: Hierbei spüren wir kleine Methanleckagen (5g/h beziehungsweise 17g/h) auf und melden diese dem Betreiber, damit er sie im vorgeschriebenen Zeitrahmen beheben kann.
Wie haben wir uns das Ganze technisch vorzustellen? Was genau geschieht, sobald jemand Ihnen einen Auftrag erteilt hat?
Bei oder bereits vor Erteilung des Auftrages erhalten wir Geodaten zur Netzinfrastruktur unserer Kunden. Auf dieser Basis erstellen wir Flugpläne – für gewöhnlich etwa 100 Kilometer pro Flug. Nachdem die Flugplanungen bei uns vollständig durchsimuliert wurden, erhält das Operations-Team fertige Missionsdateien und die Freigabe der zuständigen Luftfahrtbehörde sowie einen Zeitplan für die Befliegung. Die Piloten sitzen stets bei uns in Hamburg im Mission Control Room, um die Flüge zu überwachen. Die Drohnen starten entweder aus einer Ladestation in der Nähe der Kundeninfrastruktur oder werden von Fahrern oder Fahrerinnen dort aufgestellt.
Über die Beagle Systems GmbH Die Beagle Systems GmbH macht nach eigener Aussage jeden Ort der Erde „auf Knopfdruck erreichbar“. Herkömmliche Drohnenlösungen sind allerdings nur schwer zu beschaffen, zu installieren und zu betreiben, vor allem im größeren Maßstab und mit BVLOS-Fähigkeit (BVLOS = Beyond Visual Line Of Sight; bezeichnet den Flug außerhalb der Sichtweite).
Beagle Systems hingegen verfügt über ein Netzwerk aus Langstrecken-BVLOS-Drohnen und ist somit in der Lage, Dienste mit einer 75-fach höheren Bildauflösung anzubieten als andere Anbieter von kommerziell verfügbaren Satellitendaten – mit weniger als 24 Stunden Vorlaufzeit. Beagle Systems hat sich zum Ziel gesetzt, die Betriebskosten für Kundinnen und Kunden gering zu halten und zugleich Daten oder durch die Luft transportierte Güter in kürzester Zeit an die gewünschten Stellen zu liefern.
Alles begann im Bereich der Robotik- und Drohnenentwicklung. Schnell zeigte sich, dass Drohnen allein nicht ausreichen, um die Ineffizienz zu lösen, die viele Nutzerinnen und Nutzer erleben. Deshalb entstand die Idee, ein komplettes Ökosystem für drohnenbasierte Dienstleistungen aufzubauen, die nicht nur kostengünstig, sondern auch einfach zu buchen sind. In Hamburg entwickelt Beagle Systems heute Hardware, Software und Dienstleistungen für diese neue „Drone-as-a-Service-Industrie“.