Wie würden Sie Ihr Start-up jemandem, der noch nie davon gehört hat, beschreiben, und wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Flexvelop (von „Flexible Development“, „Flexible Entwicklung“) ist ein FinTech-Unternehmen, das die Gerätefinanzierung vollkommen neu gedacht hat. Es hilft Geschäftskunden dabei, ohne Investitionsrisiko stets mit dem besten Equipment zu arbeiten. Mit dem „Flexen“, wie wir es nennen, haben wir eine vollautomatisierte Finanzierungslösung für Business Equipment geschaffen. Die Konditionen sind dabei optimal auf die typischen Unternehmensbedürfnisse zugeschnitten. Zugleich erhalten unsere Kunden volle Flexibilität, Transparenz und Kostenkontrolle.
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Ein „Flex-Vertrag“ kann beim Händler vor Ort oder auch im Online-Shop abgeschlossen werden. Auch kleine Geräte wie Tablets, Kaffeevollautomaten oder Werkzeuge können „geflext“ werden. Auf die Idee sind wir 2017 in Gesprächen mit Gastronomen gekommen, die für kleine Geräte eine Finanzierungslösung gesucht hatten, um liquide und flexibel zu bleiben.
Bei unserer Marktrecherche haben wir von den Händlern erfahren, dass es hier tatsächlich noch keine passende Lösung gab. Bestehende Finanzierungsmöglichkeiten seien nicht für kleine Einzelgeräte konzipiert und würden den prozessualen Aufwand nicht rechtfertigen, hieß es. So haben wir unsere Idee im Jahr 2018 in der Gastronomiebranche gestartet. Spätestens als die Corona-Pandemie vorübergehend die Nachfrage in diesem Bereich erschwerte, haben wir „Flexen“ auf andere Branchen ausgeweitet.
Wie sieht Ihre Zielgruppe aus, und wie erreichen Sie diese?
Unsere Lösung hilft großen wie kleinen Unternehmen gleichermaßen. Oft sind wir für viele Existenzgründer und Freiberufler die erste und einzige Anlaufstelle, da diese Kundengruppe bei klassischen Leasinggesellschaften meist pauschal abgelehnt wird. Mittlerweile finden sich aber auch immer größere und namhafte Firmen auf unserer Plattform wieder.
Bevor der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Hans-Christian Stockfisch im Jahr 2018 das Start-up Flexvelop gegründet hat, studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Helmut-Schmidt-Universität und Maritime Shipping an der HSBA Hamburg School of Business Administration. Der heute 37-Jährige ehemalige Marineoffizier war zuvor unter anderem als IT-Projektmanager für OTTO und den Cyber Innovation Hub der Bundeswehr im Einsatz.
Unser Konzept besteht darin, dass wir uns direkt bei den Herstellern oder Fachhändlern als Bezahloption integrieren. So übernehmen diese den eigentlichen Vertrieb und das Marketing in Richtung Endkunde. Sie profitieren davon, da sie über uns noch mehr Kunden erreichen, diesen eine attraktive und flexible Lösung anbieten können und letztlich von uns sofort den vollen Kaufpreis erhalten, ohne selbst ins Risiko gehen zu müssen.
Somit sind wir für jedes Unternehmen attraktiv, das Business Equipment mit einem Gerätewert zwischen 300 und 20 000 Euro benötigt. In diesem Rahmen können wir nahezu alles „flexen“. Bei einem Anschaffungswert von mehr als 20 000 Euro empfehlen wir allerdings klassische Leasingverträge oder Bankkredite, da bei solchen Investitionen meist weder Schnelligkeit noch Flexibilität gefragt sind und die Geräte besser über viele Jahre abbezahlt und abgeschrieben werden.
Aber für die meisten Beträge darunter sind wir unserer Ansicht nach die sinnvollste Lösung. Das erkennen auch zunehmend klassische Leasingunternehmen, die Kooperationen mit uns anfragen, um Lösungen auch für kleinere Anschaffungen bieten zu können. Somit ist am Ende nicht nur uns, sondern vor allem auch den Kunden geholfen.
Wo sehen Sie Ihr Start-up in fünf Jahren? Wird es noch in Hamburg sein?
In fünf Jahren sehen wir „Flexen“ als etablierte Bezahloption – insbesondere neben PayPal, Klarna oder Visa im Checkout-Prozess von Online-Warenkörben. Wir sind schon fast am Ziel, denn unser Kernprodukt läuft bereits vollautomatisiert und „flext“ täglich neue Geräte ohne manuellen Aufwand. Die Integration in Online-Shops wird unseren Umsatz daher weiter steigern, ohne dass wir unser Team signifikant vergrößern müssten.
Wir skalieren also eher über die vorhandene Technik. Dies muss auch stets unser Anspruch bleiben, allein schon, um alle Abläufe für Händler, Kunden und uns selbst so einfach und so schnell wie möglich zu halten. So können wir noch viele weitere Branchen neben Office-IT und Gastronomie erobern, ohne dabei in Personalnot zu geraten oder unser familiäres Teamgefüge zu verlieren.
Auch wenn wir uns in Zukunft ebenso in anderen Ländern vertreten sehen, bleibt Hamburg unser Heimathafen. Wir sind sehr dankbar, dass uns die Stadt so unterstützt. Außerdem haben wir das Glück, von einem einzigartigen Büro aus arbeiten zu können: Wir sitzen derzeit im denkmalgeschützten, reetgedeckten „Halbmondhaus“ an der Elbchaussee. Wo früher Pferde untergebracht waren, bringen nun wir die PS auf die Straße. Die Elbe und das frische Fischbrötchen sind nur einen Steinwurf entfernt. Wie könnte man da den Standort freiwillig verlassen wollen …