Wie ist eure Firmenidee entstanden?
Die Idee entstand in meinem Müllkeller in Hamburg. Vor knapp zwei Jahren war ich sehr genervt von den überfüllten Mülltonnen, sodass ich eigentlich die Hausverwaltung bitten wollte, weitere Mülltonnen aufzustellen. Die drei Papiercontainer waren einfach zu wenig für das Haus, und es lag ständig alles daneben. Diese Situation führte dazu, dass ich überlegt habe, wie man Verpackungsmüll reduzieren könnte, anstatt immer neue Mülltonnen aufzustellen. Daraus ist die erste Idee zu Boomerang entstanden. Ich habe die ersten Prototypen in meinem Wohnzimmer produziert und ein Geschäftsmodell dazu entwickelt. Das war die Geburtsstunde des Unternehmens.
Was hat dich zur Selbstständigkeit bewogen?
Weitere in dieser Reihe vorgestellte Start-ups Brygge recyclehero Flexvelop MyTaag Cherrydeck ACARiS WiredSense 1KOMMA5° fuse.space Troc Circle Beagle Systems fabel Futurised
Ich hatte nicht das Glück, aus einer Unternehmerfamilie zu stammen, wodurch der Sprung in die Selbstständigkeit sicher „normaler“ gewesen wäre. Stattdessen war es in meiner Jugend „normal“, eine Ausbildung zu machen und als Angestellter zu arbeiten. Das habe ich auch getan. Nach meiner IHK-Ausbildung zum Industriekaufmann habe ich aber schnell festgestellt, dass ich gern mein eigenes Unternehmen aufbauen und eigene Arbeitsplätze schaffen möchte.
Dieser Prozess hat aber etwa zehn Jahre gedauert, bis ich mich tatsächlich dazu entschieden hatte, meinen festen, unbefristeten Arbeitsvertrag zu kündigen , um ein Start-up zu gründen. Persönlich war es für mich sicherlich die beste Entscheidung. Noch nie konnte ich mich so sehr selbst verwirklichen, und auch meine Arbeitsmotivation hat sich vervielfacht, sobald ich für mich selbst und meine eigene Idee gearbeitet habe.
Welche Vorteile haben Mix-Gründungsteams?
Katharina, Christian und ich haben uns über eine Online-Plattform für Gründer kennengelernt und schnell festgestellt, dass wir alle drei gleich motiviert und ambitioniert sind. Auch wenn ich circa neun Monate allein an Boomerang gearbeitet habe, wusste ich, dass ich den Weg nicht allein gehen möchte. Dabei war mir von Anfang an sehr wichtig, ein gemischtes und diverses Gründerteam zu haben. Das war gar nicht so einfach, da sich bei mir rund 90 Prozent Männer gemeldet haben, die gern Mitgründer geworden wären.
Ein gemischtes Gründerteam bildet aber zum einen die Gesellschaft ab, zum anderen bereichert es auch immer den Austausch untereinander. Jeder Mensch hat andere Blickwinkel und Perspektiven, das hilft beim Aufbau eines Start-ups. Diversität betrifft in meinen Augen bei weitem nicht nur das Geschlecht, auch in vielen anderen Bereichen sind wir divers aufgestellt und begrüßen das auch weiterhin sehr. Dadurch haben wir eine angenehme Arbeitsatmosphäre geschaffen, in der jeder willkommen ist.
Das Unternehmen
Das Start-up Boomerang stellt Mehrwegverpackungen für den E-Commerce her. Dadurch können nicht nur große Mengen an Verpackungsmüll eingespart werden, sondern auch bis zu 80 Prozent CO₂-Emissionen gegenüber Einwegverpackungen. Die Versandtaschen bestehen aus sortenreinem, recyceltem Kunststoff, verfügen über Klettverschlüsse und sind bis zu 50-mal wiederverwendbar. Die sogenannten „Packs“ lassen sich im Leerzustand leicht auf DIN-A4-Format zusammenfalten und passen somit in jeden Briefkasten. Für jede Tasche ist ein Pfand von drei Euro zu entrichten, die nach kostenloser Rücksendung an Boomerang rückerstattet werden. Sollte jedoch bestellte Ware zurückschickt werden, erfolgt das an den jeweiligen Online-Shop, der dann auch die Pfandgebühr zurückzahlt. Von den jährlich rund vier Milliarden Paketsendungen in Deutschland ließen sich etwa 1,7 Milliarden mit den Versandtaschen von Boomerang bewältigen.